2009 Früher, das war so Ende der 80er, Anfang der 90er veranstaltete die Stadt Frankfurt im Sommer immer ein grosses Summertime Festival mit allerlei Veranstaltungen. Von Jazz über Theater, Strassentheater bis hin zu Tanztheatern. Früher war alles kostenlos, bis irgendwann bei der Stadt Frankfurt der Geldfluss versiegte. Abb. 1: Frankfurt, Jazz im Museum 2009 Zwischen 1995 und 1999 gründete sich im Umfeld des Künstlerhauses Mousonturm ein Förderverein
und liess die legendären Summertime Events wieder auferstehen. Zwar gibt es heute die Veranstaltungen nicht
mehr kostenlos, so doch zu einem erschwinglichen Preis von 5 Euro, der sich 2009 auf 12 Euro erhöhte. |
[26.7.2009] Zum Bilderbuch Sommerwetter strömten Scharen von
Besuchern zum ersten, von 5 Konzerten. Für eine Übergangszeit von
zwei Jahren findet die Reihe 'Jazz im Museum' an einem neuen Spielort, dem Garten
des Liebieghaus am Schaumainkai statt.
Angekündigt war Nils Petter Molvaer.
Das Konzert begann einige Minuten später als geplant, nachdem die Besucherschlangen
am Eingang nicht enden wollten und die Veranstalter sich entschlossen einige Minuten
zu warten, um allen Besuchern die Chance zu geben, das Konzert von Anfang an
sich anhören zu können.
Der vielleicht als 'nordischer Klangeinschlag' durch Ralph Towner und Jan Garbarek bekannte
Sound, sphärische, teils düstere Klänge - transformierte Nils Petter Molvaer
in seiner nunmehr über 10 jährigen Laufbahn, eindeutig durch Miles Davis beeinflussten
elektronischen Trompeten Sound, in eine eigene Stilrichtung, die afrikanische, wie asiatische
Einflüsse gleichsam integriert.
Nach einem einfühlsamen Einstieg, der nach über 30 Minuten in einer
extasischen Explosion vor der Pause endete, eröffnete er mit seinen zwei
Bandmitgliedern Eivind Aarset und Audun Kleive die diesjährige Konzertreihe.
Einen ganz entscheidenden Beitrag liefert die Rhytmik in den Kompositionen, die
den Puls der Klangteppiche, die durch die Gitarre und die Trompete aufgebaut
werden in immer neuen Wellen dem Meeresrauschen gleich in die Ohren der Zuhöhrer
dringt.
War es in den Jahren zuvor nie ein Problem dass Zuschauer, die einen Behindertenausweis
mit sich führten, ab Beginn des ersten Konzerts dem Kulturangebot folgen konnten,
wurde erstmals einem Besucher mit dem Verweis, dass dies ein
Premierenkonzert sei, der Zugang verwehrt. Sicherlich waren die Organisatoren
selbst vom Besucherstrom überrollt worden, so trug die deutliche Preiserhöhung
von 5 Euro auf 12 Euro sicherlich auch dazu bei, dass Scharen von Besuchern
erstmals einen Beitritt zum Fördervereins in Erwägung zogen.
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Abb. 3: Nils Petter Molvaer und Band |
[2.8.2009] Heinz Sauer - Michael Wollny - Bertram Ritter
Sanfte, leise Töne durchziehen den Park des Liebieghauses, nichts heftiges.
Eine Stimmung baut sich auf. Es ist mal wieder einer dieser typischen
aussergewöhnlichen Momente, dem Alltag entfliehen, Ruhe und Entspannung
bei einem anspruchsvollen Konzert.
Erstmals in dieser Besetzung spielen Heinz Sauer und Michael Wollny
zusammen mit Bertram Ritter, der im Zusammenspiel mit Michael Wollny
das Fundament für die Einwürfe von Heinz Sauer legt, so als
würden Sie bereits Jahre zusammenspielen - ein eingespieltes
Team eben - weit gefehlt. Daran erkennt man eben wahre Profession.
Stand die erste Hälfte noch ganz im Zeichen des Warmspielens mit
angelehnt bekannten Motiven, stand die zweite Hälfte ganz im Zeichen
der Improvisation - Stilleben Publikum im Park. Während Michael Wollny und
Bertram Ritter immer wieder äusserst abwechslungsreiche Grundrhytmen
zur Diskussion einwarfen, pflegte Heinz Sauer den Minimalismus im
Stile eines Philip Glass.
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[9.8.2009] Contrast Quartet feat. Peter Klomann
Der angekündigte Heinz-Dieter Sauerborn von der HR-Bigband musste den
Auftritt wegen eines gebrochenen Arms absagen. Für ihn sprang Peter Klomann
ein. Nach einer ersten Probe am Abend zuvor spielte das Quartett dennoch
wie ein eingespieltes Team selbst nachdem Peter Klomann den allerersten Einsatz
patzte. Das ist sicherlich dem Konzept 'VIER GLEICH DREI PLUS EINS' zu verdanken
unter deren Philosophie die Band sich formiert. Soll heissen: Das Frankfurter
Jazzprojekt besteht aus dem festen Trio Yuri Sych (Piano, Keyboards,
Komposition), Martin Standke (Schlagzeug) und Tim Roth (Kontrabass, E-bass) dass
mit einem zusätzlichen Solisten das Quartett vervollständigt.
Was zunächst nach Standards klang verwunderte bereits durch die fliessenden
Übergänge der Soli bei denen die Akteure dennoch zusammenspielten.
Auch wenn Yuriy Sych, der Pianist der mit der Verleihung des Arbeitsstipendiums
Jazz der Stadt Frankfurt am Main im Jahre 2008 mit dem Contrast Quartet gewann
eine klassische Ausbildung genoss und erst vor 5 Jahren Kontakt mit dem
Jazz erhielt, sprühten die Kompositionen von einer Fülle die dieses
Konzert zu einem Genuss werden liess. Wenn alle vier Musiker zusammen noch
keine 100 Jahre vollbekommen, lässt es erahnen, dass hier die Geburtsstunde
einer neuen Jazzgeneration am entstehen ist. Auch wenn es am individuellen Profil
noch fehlte, so zeigten die vier eine neue, erfrischende Art Standards zu
präsentieren. Aus einer Mischung der Grooves mit den freien Improvisationen
werden wir in Zukunft sicherlich noch mehr von diesem Quartet hören
werden.
[9.8.2009] The Soul Jazz Dynamiters
Nach einer Umbaupause betraten die Soul Jazz Dynamiters in der Besetzung
Peter Back (tenorsax/flute), Martin Lejeune (guitar), Jo Bartmes (hammond organ)
und Holger Nesweda (drums) die Bühne. Die Ableitung des Begriffs
'dynamiters' der auf der Website ebenfalls nachzulesen ist, wie auch auf
der Postkarte, die es zusammen mit der CD zu kaufen gibt, ist der Versuch
einer Begriffsbestimmung, aus der sich jeder das raussuchen kann, wie man
persönlich den geballten Sound erlebt. Für den 'explosiven' Klang
fehlte es noch an der Bläser Gruppe, die mit einem Saxophon alleine
unterbesetzt war.
Die Band spielte vor allem Stücke von ihrer aktuellen CD. Hatte man beim
ersten Stück Echo Love noch das Gefühl Volker Kriegel wieder
live nach 30 Jahren zu höhren, versagte dieser Vergleich aber schon
beim zweiten Stück 'Double Fla'. Einem eigenwilligen Wechselspiel von
Rhytmus- und Melodiethema. Ebenso orientalsche (Oriental Heart Attack),
indische Klänge (Indian Weib), wie auch groovigen Sound
(Organic Groove) liessen das Konzert zu einem krönenden Abschluss
dieses Veranstaltungstages werden. Das Publikum liess die Musiker aber nicht
ohne Zugabe von der Bühne.
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Abb. 6: The Soul Jazz Dynamiters |
[16.8.2009] Arve Henriksen with Jan Bang NO
Abschalten von dem Stress des Alltags. Ein Urlaubstag, eine Oase inmitten der hektischen Grossstadt.
Noch ehe das Konzert begann, verbreitete sich eine Ruhe im Park des Liebiegmuseums auf dem Weg in
ein Klanggemälde, dass von ewigen Weiten, Ferne, unberührten Wäldern,
einem Land das zeitweise eher dunkel ist, begleitet.
Ein Experiment von Trompete und Samples, dass ohne jegliche hektischen Rhytmen
nur mit den Klangcollagen die an norwegische Landschaften, Fjorde, bodenständige
Ureinwohner erinnert auskommt, bestreiten Arve Henriksen (Trompete, Lyrics) und Jan Bang (Samples)
die erste Halbzeit. Eine gemächliche Steigerung der sonst getragenen
Phasen entführt den Zuhörer eher in das Land der Romantiker.
In der zweiten Halbzeit kommen die Erfahrungen und Einflüsse von Amerika
und dem japanischem Zen zum Tragen um dann im Schlussstück den Zuhöhrer
wieder in den Alltag zu entlassen. Aber weit gefehlt. Die Zuhörer wollten
eine Zugabe. Und sicherlich hätten die beiden Musiker eine weitere
Zugabe gegeben, wäre die Moderation der zweiten Zugabe nicht
zuvor gekommen.
Ein Teil der Stücke vom aktuellen Album Cartography entführen
den Zuhörer in Welten, abseits der hektischen Strassen, der lauten
Geräusche. Sie sind eine Wohltat für das Ohr ebenso wie für die
Seele und spiegeln somit auch die Vorlieben und Regungen von Arve Henriksen
wieder. Eine Kartographie von Klanglandschaften.
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Abb. 8: Arve Henriksen w/ Jan Bang |
[23.8.2009] The Five Corners Quintet FIN
In den Strassen von Helsinki - weckte Erinnerungen an Filmmusiken einer
berühmten amerikanischen Stadt. Die Entsprechung findet sich
an der Kreuzung The Five Corners in Helsinki, nach dem sich die
Gruppe benannte, die den Jazz der 50er und 60er Jahre wieder auferstehen
liessen, aber nicht nur einfach nachspielten, sondern dem Spiel ihre
eigene Note hinzufügten. Viele Stücke von ihrer aktuellen CD
Hot Corner brachten das Publikum bei erneut sommerlichen Temperaturen
beim diesjährigem letzten Konzert der Reihe Jazz im Museum zum kochen.
Die fünf Musiker Jukka Eskola (trumpet), Timo Lassy (tenor saxophone),
Teppo Mäkynen (drums), Mikael Jakobsson (piano), Antti Lötjönen (bass)
brachten mit ihren Stücken das Publikum regelrecht in Bewegung, nicht
wenige waren abgeneigt das Tanzbein zu schwingen, so groovten Stück
um Stück, ob Hot Rod, Skinny Dipping, Easy Diggin,
Shake It oder Habib's Habit.
Auch die Gruppe war angenehm überrascht von der hiesigen Kultur, dass
über tausend begeisterte Zuhöhrer am frühen Sonntag Morgen
von der Musik angelockt wurden. In Finnland sei um diese Uhrzeit noch
niemand weit und breit zu sehen ...
Auch wenn die Musiker gerne eine weitere Zugabe hätten geben wollen
war das Zeitfenster auf das nachfolgende Kinderfest im Liebieghaus Garten
um 13 Uhr begrenzt.
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