Routing! -- das deutschsprachige FidoNetz-Magazin +----------------------------+---------------------------------------------+ | | herausgegeben von 2:2411/413 | | / \ | | | /|oo \ | Redaktion: | | (_| /_) | Heinz-Josef Bomanns 2:240/4005 | | _`@/_ \ _ | Dennis A. V. Dittrich 2:2411/413 | | | | \ \\ | Daniel Hahler 2:2432/337 | | | (*) | \ )) | Philipp Krone 2:313/37 | | |__U__| / \// | Gerrit Kühn 2:246/4020 | | _//|| _\ / | Rene Laederach 2:301/133 | | (_/(_|(____/ | | | (jm) | | | | | +----------------------------+---------------------------------------------+ | Jahrgang 1 Nummer 11 | +--------------------------------------------------------------------------+ Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe: 31.12.2000
Fido schrumpft. Ob dieses negative Wachstum positive Effekte hat, bleibt
abzuwarten. Ich möchte dies inzwischen verneinen. Oft war zu lesen, daß es
um den einen oder anderen nicht schade sei. Sei es nun, weil es sich um
einen Querkopf, Stänkerer oder auch nur um einen stillen Mitleser
handelte. Es ist um jeden schade, der das Netz verläßt. In einem Netz, in
dem alle einer Meinung sind, gibt es keine neue Impulse. Ohne ständige
Denkanstöße, Mahnungen, ohne Ecken, an die man sich stoßen kann, schmoren
wir nur im eigenen Saft. Im ewig gleichen Trott gibt es keine Entwicklung
mehr. Irgendwann ist alles gesagt und es kommt zum Stillstand. Stillstand
ist der Tod. Nachtreten bringt uns hier nicht vorwärts.
Auffällig sind diese destruktiven Mentalitäten insbesondere dann, wenn es
darum geht, jemanden oder etwas zu kritisieren. Es ist dann stets davon zu
lesen, wie schlecht jenes oder dieses sei, oder man solle das doch
gefälligst anders machen. Konkrete Verbesserungsvorschläge finden sich
jedoch äußerst selten. Die Arbeit sollen andere machen. Schlechtreden ist
nun einmal einfacher als selbst besser machen.
Glücklicherweise gibt es
aber trotzdem auch noch hilfsbereite Fidonutzer, die ungeachtet ihrer
Kosten einzelnen und (damit) dem Netz als ganzen hilfreich zu Hand gehen.
Aufgrund dieser Menschen macht Fido noch Spaß. Für diese Menschen lohnt es
sich auch weiterhin aktiv zu sein.
Denkt Euch ich habe das Chriskind gesehen, ich habe es ueberfahren aus versehen, ich hatte gerade die Aeuglein zu, ich traeumte beim Fahren in himlischer Ruh, das Christkindel hatte in dieser heiligen Nacht, Bekannschaft mit meinem Kuehler gemacht. Spaeter sah ich auch noch den Weihnachtsmann, er feuerte gerade seine Rentiere an, ich ueberhohlte den langsamen Wicht, doch sah ich dabei den Gegenverkehr nicht, ich wich noch aus, doch leider nicht Santa, ein kurzes Rumpsen, und er klebte am Manta. Am Ende sah ich auch noch den Nikolaus, er stuermte gerade aus dem Freudenhaus, er kam ganz hektisch ueber die Kreuzung gelaufen, wollte am Automaten neue Praeser sich kaufen. Mein Autolicht hat er wohl nicht gesehen, jedenfalls blieben nur sein Stiefel stehen. So ist die Moral von dem Gedicht: Fahr nie zu schnell dein Auto nicht. Denn als ich zu Hause war musst' ich heulen, denn mein schoener Wagen hatte drei Beulen. (bloß gut, das der Weihnachtsmann unsterblich ist)
Die achtjaehrige Virginia O'Hanlon aus New York wollte es ganz genau
wissen. Darum schrieb sie an die Tageszeitung "Sun" einen Brief:
"Ich bin acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt
keinen Weihnachtsmann. Papa sagt, was in der "Sun" steht, ist immer
wahr. Bitte, sagen Sie mir: Gibt es einen Weihnachtsmann?"
Die Sache war dem Chefredakteur Francis Church so wichtig, dass er
selbst antwortete - auf der Titelseite der "Sun":
"Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur,
was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem
kleinen Geist nicht erfassen koennen. Aller Menschengeist ist klein, ob
er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehoert. Im Weltall verliert
er sich wie ein winziges Insekt.
Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu
erfassen und zu begreifen.
Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Es gibt ihn so gewiss wie
die Liebe und Grossherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann
unser Leben schoen und heiter sein.
Wie Dunkel waere die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gaebe! Es
gaebe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar
nichts, was das Leben erst ertraeglich machte. Ein Flackerrest an
sichtbarem Schoenen blieb uebrig. Aber das Licht der Kindheit, das die
Welt ausstrahlt, muesste verloeschen.
Es gibt einen Weihnachtsmann, sonst koenntest Du auch den Maerchen
nicht glauben. Gewiss, Du koenntest Deinen Papa bitten, er solle am
Heiligen Abend Leute ausschicken, den Weihnachtsmann zu fangen.
Und keiner von ihnen bekaeme den Weihnachtsmann zu Gesicht - was
wuerde das beweisen? Kein Mensch sieht ihn einfach so. Das beweist
gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die
Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es
sie.
All die Wunder zu denken - geschweige denn sie zu sehen -, das
vermag nicht der Kluegste auf der Welt.
Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop
aufbrechen und nach den schoenen Farbfiguren suchen. Du wirst einige
bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier
gibt, der die wahre Welt verhuellt, einen Schleier, den nicht einmal die
Gewalt auf der Welt zerreissen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe
koennen ihn lueften. Dann werden die Schoenheiten und Herrlichkeiten
dahinter auf einmal zu erkennen sein. Ist das denn auch wahr? kannst
Du fragen, Virginia, nichts auf der Welt ist wahrer und nichts
bestaendiger.
Der Weihnachtsmann lebt und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal
zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes
offene Herz mit Freude zu erfuellen.
Frohe Weihnachten, Virginia.
Dein Francis Church"
P.S.: Dieser Briefwechseln zwischen Virginia O'Hanlon und Francis P.
Church stammt aus dem Jahr 1897. Er wurde ueber ein halbes
Jahrhundert bis zur Einstellung der "Sun" 1950 alle Jahre wieder zur
Weihnachtszeit auf der Titelseite der Zeitung abgedruckt. Seit 1977
erscheint er jedes Jahr zu Weihnachten in der "Welt am Sonntag".
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